Arbeit finden im Süden

10.08.2012 15:48

Tja, das ist so ein Thema für sich...
Vorwegschicken möchte ich, dass ich nicht allwissend bin, nie bei einem Arbeitsamt oder Arbeitsvermittler tätig war - sowas gibts hier auch nicht.
Ich beobachte, rede mit den Leuten und mache mir mein Bild. Und nur das kann ich Euch weitergeben, auch wenn es unvollständig ist.

Festanstellungen sind hier fast nur bei Behörden und in größeren Büros wie bei Anwälten, Notaren, Versicherungen etc. zu haben und um sich dafür zu eignen, sollte man wohl Italienisch besser sprechen als die Italiener, also eher schwierig.
Aushilfsjobs - da kenne ich viele, die stundenweise in Supermärkten oder in Caffébars arbeiten, beim Friseur Haare waschen, saubermachen etc.
 

Besser sieht es im Tourismus und Gastgewerbe aus, aber das beschränkt sich auf die Saison. Da wird ein paar Monate hart gearbeitet und in der Regel gut verdient, dann machen viele wieder zu und es geht dann erst zu Ostern weiter.
Um die Weihnachtszeit bis nach der Befana (6. Januar) ist nochmal ein guter Zeitpunkt, wenn man einen Stundenjob sucht.


Badante

Die Badante ist etwas, was es in Deutschland so nicht gibt, jedenfalls nicht bezahlbar.
Die Badante lebt im Haushalt oder hält sich zumindest den ganzen Tag da auf, eines älteren Menschen oder eines Ehepaares. Oder auch eienr Großfamilie, die Hilfe braucht bei der Versorgung der Eltern, Großeltern, Kinder etc.
Hier sind hauptsächlich Osteuropäerinnen in diesen Stellungen, keine Ausgebildeten in der Regel, aber sie sind bereit, sowohl als Gesellschafterin und Begleiterin zu Ärzten und Einkaufen zu agieren als auch den Haushalt zu führen.
Die Badante ist im Normalfall angestellt und erhält ihre Sozialversicherungen, Kost und Logis und ein kleines Gehalt. Wenn es keine Kost und Logis gibt und sie alleine lebt, dann ist das Gehalt angepasst.
 

Selbständigkeit

Jedem ist es freigestellt, hier auch als Deutscher eine kleine oder große Selbständigkeit zu eröffnen. Man muss sich durch die Bürokratie fitzen und dann natürlich seine Steuern zahlen, sofern der Verdienst dementsprechend ist. Natürlich kann man alles in die Hände eines Steuerberaters geben, dort sollte man sich mit einer italienischsprechenden Begleitung vorstellen oder sich gut vorbereiten und aufschreiben, was man machen möchte, zumindest bis der Papierkram vorbei ist.
Wenn man das erste Mal eine Selbständigkeit ausübt, hat man nach den neuen Gesetzen von Monti für 5 Jahre einen Skonto, also man zahlt nur 5% Steuern. Dafür darf man nicht mehr als 30.000 Euro in die Ausrüstung investieren und absetzen, sonst gilt man nicht mehr als Kleinselbständiger.


Coltivatore diretto - Bauer

Wenn man genug Land hat, kann man sich anmelden als Bauer. Damit kann man eigene Produkte sowohl an der Haustür als auch fahrend verkaufen oder sich einen Marktstand mieten auf den Wochenmärkten und Festen. Auch vor das eigene Haus oder am Rande des eigenen Grundstückes kann man sich mit einem Stand, Tisch oder Fahrzeug stellen und verkaufen an Vorbeikommende. So wird hier immer noch der Großteil der täglichen Einkäufe erledigt, an der Straße.

Wieviel Land man in seinem Beitz oder auch gepachtet braucht, das muss man aktuell herausbekommen, das ändert sich immer mal. Ich habe gehört von einem Hektar, aber auch von wesentlich weniger, wenn man z.B. Hühnerhaltung betreibt.

Ambulanter - Fliegender Händler

Man kann sich eine Lizenz als Ambulanter Händler kaufen oder besorgen bei der Comune. Die genaue Prozedur muss man dann zum gegebenen Zeitpunkt erfragen, da sich auch hier durch diverse Regierungswechsel immer wieder Gesetze ändern.
Viele kaufen sich von anderen einen Laden oder ein Fahrzeug mit Lizenz, weil das eben am schnellsten geht.
Wenn man mit Lebensmitteln im TK-Bereich oder selbst zubereitet handeln will, muss man Auflagen erfüllen.

 

Freie Berufe

Inneneinrichter, übersetzende Begleiter, Reiseführer, Sprachlehrer etc. auf selbständiger Basis sind freie Berufe. Es gibt außer bei Notaren und Anwälten keine besonderen Auflagen. Jeder kann eröffnen und wieder schließen.

 

Monti hat mehrer neue Gestze erlassen, deren Umsetzung ich nicht verfolgt habe, die aber alle dazu dienen, die Prozeduren für die neue Selbständigkeit zu vereinfachen. In Italien ist alles recht langsam, da hat Monti - mal egal, was man sonst von ihm hält, angesetzt.
Man kann z.B. an Touristen vermieten, muss nur an die Comune die Anmeldung mit diversen Angaben schicken per Post - und legt sofort los.
Die haben dann x Tage Zeit, wenn sie etwas kontrollieren wollen, z.B. die hygienischen Verhältnisse oder die Anzahl der Betten.
Meist kommt keiner, es ist ja auch am Meer viel schöner als auf Kontrollgang ;)

Vermietung privat

Wer über 9 Betten vermieten will, der fällt automatisch indie Kategorie "Unternehmen". Dann kann er wählen, ob er mit oder ohne Umsatzsteuer arbeiten will. Unter 9 Betten kann man privat vermieten - zumindest aktuell ist die der Stand.
Viele Ausländer, zu denen wir Deutschen ja auch gehören, vermieten ihr Ferienhäuser oder Campinggrundstücke in der Zeit, in der sie nicht selber urlauben.