Baustelle ohne Bier und Musik - ja geht denn das?

08.02.2012 10:42

Der Rohbau ist fertig, die Dachterrasse auch, die Zuwege aufgeschüttet - und ich muss jetzt mal was loswerden.
Als wir vor vielen Jahren in Deutschland bauten war das so:
Morgens um 7 rückten nach und nach alle an, es gab eine Runde Kaffee von mir aus der Thermoskanne.
Dann stellten alle ihr Radio an und es schallte durch den Bau auf verschiedenen Kanälen.
Um  9 Uhr fielen die Werkzeuge - Frühstück. Belegte Brötchen von mir, war ich nicht da, kündigte ich das an und man brachte sich selber was mit. Im schlimmsten Fall verschwanden alle zum Bäcker und nach einer knappen Stunde ging es weiter. Um 12 Uhr fiel der Hammer wieder - Mittagspause. Mitgebrachtes und 2 Bier oder ab zum Imbiss. Nach einer guten Stunde ging es weiter.. Punkt 16 Uhr war Schluss, bis auf die 1-Mann-Firma Elektro ging uns das mit allen so - der Bau zog sich und zog sich hin.. Die unzähligen leeren Bierflaschen stellte ich abends imemr vor das Tor, am Morgen waren sie weg. Irgendjemand freute sich darüber.

 

Hier war das ganz anders:

Morgens um 7 Uhr wurde es langsam hell und alle standen schon vor dem Tor und warteten, dass mein Guter aufschließt. Dann ging es ohne Radio und ohne eine einzige Pause durch bis 14.30 Uhr. Dann waren alle wieder weg. Keine einzige Bierflasche, keiner wollte ein Brötchen, keiner saß irgendwo und aß.
Man sah die Arbeiter ihre Wasserflasche ansetzen und viele hatten dauernd die Zigarette im Mundwinkel, das wars. Der Jüngste bekam wohl von der Mutter ein Brötchen mit, was er aber im Stehen aß so nebenbei.
Keiner von uns hat irgendwas gesagt, mir tat das leid und so brachte ich eines Morgens belegte Brötchen und Bier mit, ich kannte es ja nicht anders. Das Bier lehnten alle! ab, etwas peinlich berührt, nein - kein Alkohol bitte, aber sehr freundlich...die Brötchen wurden genommen und im Stehen nebenbei gegessen.

Später erklärte mir der Schwager, dass es weder üblich noch erwünscht sei, bei der Arbeit gestört zu werden, vor allem nicht mit Essen. Der Italiener möchte sich duschen, umziehen und an einen Tisch setzen und ausgiebig essen. Er selber hätte als Obstbaumverschneider mal einen Auftrag abgelehnt im Garten eines Marschalls, weil dessen Frau dafür bekannt war, dass sich Arbeiter morgens zum Frühstück mit ihr hinsetzen und Gebäck essen müssen.
 

Andere Länder - andere Sitten!