Ein normaler italienischer Tag und der Strom

03.07.2013 19:29

Vor dem heutigen Tag gruselte uns schon im Voraus. Wer denkt, dass die Deutschen unter zuviel Bürokratie leiden, der irrt. Das sind die Italiener, Hand drauf!
Wir helfen gerade Landsleuten, Strom zu beantragen und Brunnen zu bohren, also haben wir ständig diese Erlebnisse der dritten Art.
Mal als Beispiel der Strom…

Unsere Bekannten haben ein weit abgelegenes Grundstück erworben, wo sie ihren Wohnwagen stehen haben, um darin zu leben, bis ihr Haus fertig gebaut ist auf einem anderen, großen Grundstück.
Dort auf dem kleinen Grundstück wird nie gebaut werden, daher kommt nur eine Beantragung des Stroms in Form von „Nutzung zur Betreibung eines Bewässerungsbrunnens“ in Frage.
Es gibt verschiedene Anträge, private Nutzung für eine „civile abitazione“, wörtlich übersetzt zivile Behausung, einen Antrag, sollte man den Strom als Firma für gewerbliche Zwecke nutzen wollen, eine Nutzung wie hier in unserem Falle für die Bewässerung etc…

Je nach Antragsform schwanken auch die Kosten und Tarife.

Als wir zum ersten Mal für die Bekannten beim Versorger waren, füllten wir einen Antrag aus für die private Bewässerung. Dann erfolgte eine Ortsbegehung mit dem Techniker des Versorgers. Dann kam ein Angebot für die Kosten des Mastes, der neu gesetzt werden musste. Das war annehmbar – und so wünschten die Bekannten, das Angebot anzunehmen, damit der Strom so schnell wie möglich kommt. Wer baut, braucht übrigens den Mast selber nicht zu zahlen.

Wir fuhren also wieder zum Versorger und reichten den mitgeschickten Antrag und das OK zum Angebot ein.
Bei der Durchsicht vor Ort aller Seiten fiel uns allen auf, dass ständig von „Firma“ geschrieben wurde. Das würde bedeuten, dass die neuen Kunden einen teuren Tarif für die Zukunft hätten und als gewerbliche Kunden geführt werden würden.
Das lehnten wir ab. Die Dame sagte uns nun, dass sie – wild auf ihrem PC hämmernd – einen neuen Antrag beantragt habe in der Zentrale… diesmal für die private Nutzung zur Betreibung eines privat genutzten Brunnens.
Also genau so wie ursprünglich schon mal beantragt. Verstehe wer will, warum dies nicht klappt. Italien eben.
Innerhalb von 10 Tagen sollte der richtige Antrag da sein und wir nochmal damit vorstellig werden, um ihn mit der Dame zusammen auszufüllen.
Hatten wir eine Wahl?

Nach 3 Wochen immer noch nichts im Briefkasten, also fuhren wir heute morgen wieder zum Versorger.
Das wäre ja alles nicht so schlimm, wären da nur nicht die mageren 3 Stunden tägliche Öffnungszeit und das völlig unterbesetzte Büro.
Wir standen also wieder eine Runde Beine in den Bauch, denn aus den 2 tiefergelegten bzw. durchgesessenen Besuchersofas kommt keiner über 30 mehr hoch, so dass sie nie belegt sind, aber auch nicht zu empfehlen.
Klar, bei den Strompreisen… ENEL muss sparen.
Vor uns gab einer auf, der schon 8 Uhr eine Stunde lang draußen auf der Straße auf die Öffnung um 9 Uhr gewartet hatte und nun, gegen 11 Uhr, immer noch nicht dran war, denn vor ihm saßen in aller Frühe bereits andere auf dem Bürgersteig. Also rutschten wir nach und gegen Mittag waren wir dann wirklich dran. Zwischendurch hatten wir einen lieben Menschen gebeten, unseren Platz in der Reihenfolge freizuhalten, um wenigstens einen Kaffee trinken zu gehen.

Die Dame war verwundert, dass unsere Bekannten keinen neuen Antrag per Post erhalten hatten und tippte wieder wild, telefonierte und diskutierte und schrieb dann eine Email.
Wir sollen nun am Freitag wiederkommen, dann sollte sie selber das Formular haben.
Einen anderen Termin für Freitag haben wir abgesagt, da uns ENEL wieder den gesamten Morgen und Vormittag beschäftigen wird, hoffen wir, nicht wieder umsonst.

Sie sagte uns aber zu, dass, einmal der richtige Antrag in der Post zu ENEL, es dann zügig gehen würde, da nur ein einzelner Mast zu setzen sei. Wobei im August keiner arbeitet, das wußten wir schon vom vergangenen Jahr und man kalkuliert es ein.

Auf den letzten Drücker kamen wir dann noch auf dem Markt an, um unsere Einkäufe zu erledigen – und danach waren wir auch erledigt. Warten und Herumstehen ist ermüdender als auf dem Feld arbeiten, so unsere Erfahrung.

Und weil ich hungrig und grummelig war und mein Guter weiß, dass Hunger mich böse macht, lud er mich ein zu einem Teller Spaghetti und Muscheln in unseren Lieblingsimbiss direkt im Wasser.
Die Bedienung verwechselte die Bestellungen und so aß ich Vongole statt Miesmuscheln, aber damit kann man leben, ist dort doch alles so lecker und frisch – und wer hat schon schlechte Laune, wenn er von Möven umkreist bei eiskaltem Vino bianco sitzt und aufs Meer schaut..





Parkgebühren in Gallipoli direkt am Lungo mare - also an der Strandpromenade


Endlich mitwochs nicht mehr Ruhetag - mein Lieblinbgscafé neben dem Gerichtsgebäude.


Das Gericht wird gerade renoviert, das Salzwasser frisst sich jedes Jahr durch die Fassade. Direkt am Meer wohnen z.B. ist nur was für den großen Geldbeutel oder Hartgesottene..feucht, Korrosion, Zerfall.

Seeigelverkäufer mit originellem Nummernschild


Man schützt seine Frischware so gut es geht vor der Sonne.


Wir fahren runter zum Markt, hinten das Meer.


Ganz in Rosa..

Da haben sich ja 2 gefunden ;)


Das muss ja alles geschleppt werden und wer Pech hat, parkt weit.. weit...


Wie erholsam, aus dem Ort draußen zu sein, frische Meeresbrise und Kohldampf!

Wer Seeigel bestellt, bekommt sie ganz frisch hier vorn geknackt, direkt aus dem Meer.
Mir tun sie leid, man hat ja kaum was dran zu beißen, sie machen nicht satt - aber sie werden viel verzehrt.


Hier ist es bestimmt 1,5m tief. So glasklar und sauber, eine reine Freude, nur draufzuschauen.

 

Wen es interessiert:

halber Liter Weisswein
1 Liter stilles Mineralwasser
Vorspeisen Panzarotti - ausgebackenes aus Kartoffeln und Parmesan und Kräutern
Spaghetti Vongole
Fritto misto - gemischter frittierter Fisch und Meeresfrüchte
30 Euro glatt bezahlt